Verein zur Förderung der Erforschung des südostbayerischen Meteoritenkrater-Streufeldes e.V.

Neue Gesteinsproben (Impaktite) vom Tüttensee-Meteorkrater

Das Aufsammeln von Impakt-Gesteinsproben (Impaktiten) am Tüttenseekrater nach der ersten internationalen Veröffentlichung zum Chiemgau-Impakt in der Zeitschrift „Astronomy“ mit weltweiter Resonanz setzte rasch ein. Keine Anekdote dabei ist die Beobachtung von CIRT-Mitgliedern eines Autos mit italienischem Kennzeichen, das beim Abfahren vom kleinen Tüttensee-Parkplatz durch stark X-beinige Hinterräder auffällt. In den folgenden Jahren werden die Funde von Impaktiten (Abb. 1) am Tüttensee immer rarer, und heute gehört bereits großes Glück dazu, vielleicht nach einem Sturn an umgeworfenen Bäumen fündig zu werden.

Umso bemerkenswerter, auch für die Forscher vom Chiemgau-Impakt, ist der Fund des Ehepaars Vit von unserem Verein von einigen neuen Gesteinsproben, die zweifellos als typisch impakt-beansprucht einzuordnen sind. Sie wurden ganz in der Nähe des oben bereits erwähnten kleinen Parkplatzes am Tüttensee aufgelesen, als impakt-verdächtig erkannt und unserem Forscherteam zur Verfügung gestellt. Hier bringen wir eine kleine Beschreibung der makroskopisch ansprechbaren Gesteine und vertrösten auf weitere Untersuchungen beispielsweise von Dünnschliffen mit dem Polarisationsmikroskop.

Abb.1. Früher am Tüttensee aufgesammelte, typisch impakt-deformierte alpine Gerölle. cm-Maßstab.

Abb. 2. Vor- und Rückseite eines der Fundstücke vom Tüttensee; darunter eine vergrößerte Seite. Die „gelöcherte“ Oberfläche ist das Resultat von Säure-Einwirkung und/oder Hitze-Einwirkung auf Bruchstücke einer Brekzie, die beim oder kurz nach dem Impakt leichter aus der Brekzien-Matrix herausgelöst wurden. Die kantigen Löcher spiegeln die ursprünglich dort vorhandenen, vielfach wohl herausgebrochenen Bruchstücke wider, wie sie im Anschnitt der Probe in der Abb. 3 noch erhalten sind. Chemische Lösung durch die beim Impakt herabgeregnete Salpersäure oder Karbonat-Schmelze muss vermutet werden.

Abb. 3. Anschnitt durch das Geröll von Abb. 2. Hier wird der Brekzien-Charakter der Probe deutlich, wobei die einzelnen scharfkantig gebrochenen Komponenten selbst wieder ein löchriges Gefüge aufweisen. Hier ist davon auszugehen, dass es sich bei den Brezienkomponenten um alpine Kieselkalke handelt, in denen die Löcher in der widerstandsfähigeren Kiesel-Matrix angereichert sind. Bei genauerer Inspektion erkennt man, dass auch die Brekzien-Bruchstücke selbst wieder brekziiert sind und damit ein Impakt-Merkmal von Brekzien-Generationen aufweisen. Die mineralogische Natur der karbonatischen (nach Säuretest) Matrix, die ein leichtes Fließgefüge aufweist, ist vorerst noch nicht näher bestimmt.

Abb. 4. Alpiner Hornsteinkalk/Kieselkalk. Ursprünglich in Kalkstein eingebettete Hornsteinkalk/Kieselkalk-Knolle. Beim Impakt ist der Kalkstein wiederum durch Säure- oder/und Hitzeeinwirkung bis auf wurmartige Rudimente entfernt worden.

Abb. 5. Schnitt durch die obige Hornsteinkalk/Kieselkalk-Knolle in typischer Ausbildung (homogen, eckig-kantiges Zerbrechen, graue Farbe, calcitische Äderung. Die schaumige Oberfläche des Gerölls ist die Wirkung der Säure-/Hitzewirkung beim Impakt, die in der karbonatischen Matrix das homogen feinverteilte Kieselmaterial nicht angegriffen hat.

Abb. 6. Inverses Verhalten wie beim Geröll der Abb. 2. Die wenig angegriffenen kantigen Komponenten der Brekzie stechen aus der karbonatischen Matrix hervor. Die Rückseite der Probe ist wohl besser geschützt gegen Säure- und Hitze geschützt gewesen. Solche nur halbseitig impakt-beanspruchten Gerölle finden sich immer wieder in frisch eingerichteten abgezogenen Kiesgruben der Impakt-Region

Abb. 7. Die obige (Abb. 6), in Scheiben geschnittene Knolle vermittelt Quarzit-Bruchstücke in einer Brekzienmatrix aus einem dunklen Kalkstein. Viele der Brekzienkomponenten sind ihrerseits Brekzien und dokumentieren Brekzien-Generationen, die bei „normalen“ geologischen Prozessen praktisch niemals auftreten, aber als typisches Impaktmerkmal gelten. Nacheinander folgende Impaktprozesse (Schock, reflektierte Zugwellen mit Dehnungsbrüchen, Exkavation des primären Kraters und Auswurf mit enger Vermischung von Massen-Bewegungsbahnen, Landung der Ejekta mit hoher Geschwindigkeit und unter hohem Druck, dabei intensive Vermischung mit dem getroffenen lokalen Material, Modifikationsphase mit dem Rückfluss von Gesteinsmassen mit der Auffüllung des primären Kraters) erklären sehr leicht die Bildung solcher Brekzien-Generationen.

Für uns, die CIRT-Forscher und alle diejenigen aus der Bevölkerung, die uns mittlerweile in der Forschung so sehr unterstützen, dazu Gemeinden und die lokale und regionale Tourismus- und Museums-Szene, sind solche Funde und Beiträge weiterhin von unschätzbarem Wert. Danke!

Die auch noch in jüngster Zeit, „dank“ absolut unverständlicher positiver Peer Reviews von Zeitschriften zugelassenen, qualitätsärmlichen Artikel ganz weniger noch verbliebener Gegner des Chiemgau-Impakts sind dabei nur lästiges Beiwerk.