Verein zur Förderung der Erforschung des südostbayerischen Meteoritenkrater-Streufeldes e.V.

Zum Thema Kalkbrennöfen

Seit Beginn der Forschungen zum Chiemgau-Impakt wird das Thema Kalkbrennöfen von den Gegnern der Impakt-Hypothese immer wieder vorgebracht, um die beim Meteoriteneinschlag entstehenden enormen Temperaturen, die im Kraterstreufeld durch die vielfältigen Schmelz- und Glasbildungen dokumentiert sind, sozusagen auf menschliches Wirken zu reduzieren. Insbesondere die glasummantelten Gerölle werden regelmäßig als Produkte aus Kalkbrennöfen bezeichnet (siehe dazu z.B. den Auszug aus dem Buch von Darga und Wierer: Auf den Spuren des Chiemsee-Gletschers sowie die Stellungnahme des CIRT dazu http://www.scribd.com/doc/38123205/Stellungnahme-zu-Der-Chiemgau-Impakt-eine-Spekulationsblase).

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Seit Beginn der Forschungen hat sich das CIRT sehr intensiv mit der Frage nach einer Verwechslung beschäftigt und hat diese Diskussion auch öffentlich gemacht. So zeigt die Ausstellung im Impakt-Museum in Grabenstätt neben den vielen typischen impakt-glasierten Geröllen, deren Impakt-Ursprung u.a. durch den Nachweis von Schockeffekten gesichert ist, auch ein glasiertes Geröll, das nachweislich aus einem für Touristen betriebenen historischen Kalkbrennofen stammt und dort vom Betreiber als Souvenir für die Besucher erzeugt wurde. Das ist nichts besonderes, und vergleichbare Konstellationen sind vielfach in der Wissenschaft bekannt, nämlich dass sehr unterschiedliche Prozesse zu sehr ähnlichen Produkten führen können.

Und nicht nur die glasierten Gerölle, auch die kraterähnlichen Strukturen mit den imposanten Schmelzerscheinungen wie z.B. im 11 m messenden Krater 004 werden von den Impaktgegnern denn auch gleich zu Kalkbrennöfen gemacht.

Dieses fortgesetzte, letztlich argumentationslose Beharren der Impaktgegner auf dem Kalkbrennen hat das CIRT veranlasst, noch einmal für etwas mehr Klarheit zu sorgen. Diplomgeologe Andreas Neumair vom CIRT hat sich noch ein wenig mehr in die Materie gekniet und selbst hochwissenschaftliche Literatur bemüht:

Uschmann, Kay-Uwe: Kalkbrennöfen der Eisen- und römischen Kaiserzeit zwischen Weser und Weichsel; Befunde – Analysen – Experimente. Verlag Marie Leidorf GmbH, Rahden/Westf. 2006 (Berliner Archäologische Forschungen Bd. 3) ISBN 3-89646-513-9

Zwar liegt der Schwerpunkt dieser Arbeit bei Kalkbrennöfen in Norddeutschland, aber Grundsätzliches zum Kalkbrennen und den Kalkbrennöfen findet sich in dem Buch für alle Regionen und alle Zeiten.

Nach dem Studium des Buches merkt Andreas Neumair an:

— Kalkbrennöfen wurden nach bisheriger Kenntnis in Siedlungsnähe oder bei entsprechenden großen Vorhaben in Baunähe betrieben.

— Logischerweise sollten auch Kalkvorkommen in der Nähe sein.

— Wasser zum Ablöschen war ebenfalls notwendig. Keiner schleppt das Wasser bergauf, wenn es nicht sein muss, es sei denn, es wird in Baunähe gebraucht.

— Die gefundenen Durchmesser sind meist 1 – 2 m, in Ausnahmen bis 4 m.

— Eigentlich immer verknüpft sind auch Funde von Holzkohle und/oder Artefakte und/oder Branntkalkreste

— Bisherige Funde von Kalkbrennöfen zeigen immer einen technischen Aufbau mit Steinsetzungen, Feuerlochbereich etc.

— Die Brenndauer inkl. Abkühlen beträgt 3 bis 7 Tage je nach Volumen, mit ständiger Kontrolle durch Personen (Feuern etc.). Bei abseitiger Lage müsste folglich immer jemand nebenan hausen.

— Welcher Brennmeister mit Erfahrung mischt Silikatgesteine (Sandsteine, Quarzite, Gneise, die allein verglasen können) zu den zu brennenden Karbonatgesteinen (Kalksteinen), um den Ertrag einer Füllung zu reduzieren. Das dürfte den Menschen sogar schon in der La Tène-Zeit als selbstverständlich erschienen sein, als bereits entsprechende Kalkbrennöfen gebaut wurden.

Das nachfolgende Foto (Aufnahme A. Neumair) zeigt die Rekonstruktion eines germanischen Kalkbrennofens (nach den Untersuchungen von K.-U. Uschmann, Autor des oben zitierten Buches) im Museumspark Rüdersdorf bei Berlin.

Mit diesen ganz einfachen Zusammenhängen wird sofort deutlich, dass die bisher vom CIRT beschriebenen Kraterstrukturen nichts, aber auch gar nichts mit dem Kalkbrennen zu tun haben können und dass glasierte Gerölle wohl nur in seltenen Einzelfällen wirklich aus einem Brennofen stammen mögen. Es ist zu befürchten, dass die Impaktgegner vorziehen, die Mär vom Kalkbrennen aufrechtzuerhalten, um die einheimische Bevölkerung weiterhin zu verunsichern. Diese Befürchtung möchte das CIRT mit der Bitte verknüpfen, ihm Material jeglicher Art, das mit dem Kalkbrennen in der Region zusammenhängen könnte, für Zwecke weiterer vergleichender Forschung zur Verfügung zu stellen.