Verein zur Förderung der Erforschung des südostbayerischen Meteoritenkrater-Streufeldes e.V.

Neue Gelände-Kampagnen der CIRT-Forschergruppe zum Chiemgau-Impakt – Impakt-Tsunami – ein neuer 50 m-Krater – Geophysik: Bodenradar und Geomagnetik

Chiemsee Tsunami KreuzschichtungLiebe Vereinsmitglieder, liebe interessierte Leser dieser Seite,

der Verein Chiemgau-Impakt ist ein gemeinnütziger Verein mit dem Ziel der Forschungsförderung, und so ist es nur recht und billig, dass über den Fortgang der Forschungen zum Chiemgau-Impakt und ihre Ergebnisse nicht nur in Fachzeitschriften und auf Kongressen berichtet wird, sondern auch der Bevölkerung in einigermaßen allgemeinverständlicher Form Rechenschaft über das Tun der Forschergruppe abgelegt wird. So hat sich in den letzten Wochen und Monaten wieder einiges getan. Die tschechischen Kollegen aus Prag haben ihre Hochleistungs-Bodenradarmessungen am Tüttensee-Krater fortgesetzt und die Messungen nunmehr um den ganzen See herum zu einem vorläufigen Ende gebracht. Der klare Befund wurde weiter untermauert: Die Toteis-Hypothese lokaler Geologen und der Amtsgeologen vom LfU ist ein für allemal „tot“, und ein Meteoriteneinschlag erweist sich als die einzige überzeugende Erklärung für die geologischen, geophysikalischen und mineralogisch-petrographischen Resultate der vergangenen Jahre.

Bodenradar-Messungen standen auch im Mittelpunkt einer umfangreichen vergleichenden geophysikalischen Untersuchung mit Apparaturen von Herstellern aus den USA und der Ukraine, für die geologische Objekte des Chiemgau-Impaktstreufeldes (Impakt-Tsunami-Ablagerungen, Krater-Strukturen) sowie archäologische Objekte in Chieming am Chiemsee ausgewählt wurden.

Geophysik auch in Form neuer Magnetfeldmessungen auf Profilen über den Ringwall des Tüttensee-Kraters, auf einem Profil durch den Bergham-Krater und auf Profilen durch einen neu identifizierten Krater nordöstlich von Trostberg. Dieser Purkering-Krater (Hinweis T. Marx) ist ein Paradebeispiel für einen kleineren sehr jungen Meteoritenkrater. Er hat ca. 50 m Durchmesser, einen Ringwall und ist zum ersten Mal im hochauflösenden Digitalen Geländemodell DGM1 aufgefallen. Das DGM1 ist ein neuartiges Verfahren, das die Geländeoberfläche mit einem LIDAR genannten, lasergestützten Scannen erfasst. Bei einem digitalen Messpunktraster von 1 m und einer vertikalen Auflösung von 20 cm stellt sich die reine Bodenoberfläche ohne störende Gebäude und Vegetation (selbst in Wäldern) dar. Darstellungen in Form von hochauflösenden topographischen Karten sowie wählbar zu beleuchtenden Schummerungskarten bieten in jüngster Zeit vermehrt erstaunlich aussagekräftige Bilder für viele Zwecke der geologischen Bearbeitung.

Der geologische Aufschluss in der Kiesgrube Eglsee mit dem spektakulären Bild charakteristischer Tsunami-Ablagerungen, die der Einschlag in den Chiemsee mit der Bildung eines Doppelkraters am Seeboden hinterlassen hat, hat unmissverständlich „aufgefordert“, die weiteren Kiesgruben in der Umrandung des Chiemsees auf Auswirkungen des Tsunamis zu erkunden. Mit ziemlichem Erfolg! – was dann dazu geführt hat, diese charakteristischen Ablagerungen auch mit dem Bodenradar zu erkunden. Interessant dann der naheliegende Vergleich von direktem „geologischem Blick“ auf die Abbauwände mit der geophysikalischen Aussage des Bodenradars!

Auch ein neuer kleinerer Krater (Mauerkirchen 2) unweit des bereits ausführlicher beschriebenen Kraters Mauerkirchen wurde untersucht mit der Feststellung der charakteristischen Eigenschaften magnetischer Anomalien und des bekannten impakt-typischen Gesteinsinventars.

Nachfolgend zeigen wir mit jeweils kurzen Erläuterungen ein vielfältiges Bildmaterial zu den verschiedenen Themen-Bereichen.

Der neue Krater von Purkering

Krater Purkering Chiemgau-Impakt Abb. 1. Digitales Geländemodel des Kraters Purkering mit flachem, aber deutlich ausgeprägtem Ringwall. Höhenlinien im 10 cm-Abstand.

 

Chiemgau-Impakt Krater Purkering mit RingwallAbb. 2. 3D-Oberfläche des Geländes nach dem DGM1 mit dem Purkering-Krater.

Chiemgau-Impakt Krater Purkering DGM1 GradientAbb. 3. Der sog. Horizontalgradient der Geländehöhen (= Gefälle in m/m) vermittelt ein stark erhöhtes Auflösungsvermögen. Damit wird deutlich, das der Hauptkrater mit ca. 50 m Durchmesser im Südosten von kleineren Strukturen begleitet wird, was ein Hinweis auf den Einschlag eines zerbrochenen Projektils ist.

Chiemgau-Impakt Purkering-KraterAbb. 4. Aufnahme des Purkering-Kraters im Gelände. Nach der Geologischen Karte von Bayern 1 : 25 000, Blatt Trostberg (München 1982, bearbeitet von Gerhard Doppler), besteht der Untergrund aus Riß-eiszeitlicher Schottermoräne mit Lößlehm – Fließerdeüberdeckung. Die auffällige Form des Purkering-Kraters mit Ringwall wird in Karte und Erläuterungen nicht erwähnt.

Chiemgau-Impakt Google Earth Purkering-KraterAbb. 5. Der Purkering-Krater in einer Google Earth Luftaufnahme. Der kiesige Impakt-Auswurf der Schottermoräne ist sehr schön an der hellen Färbung zu erkennen. Auch hier zeigt sich, dass im südöstlichen Randbereich des Kraters noch mehr passiert ist.

Purkering-Krater Ebinger Magnetometer Chiemgau ImpaktAbb. 6. Magnetfeld-Messung im Purkering-Krater mit EBINGER Magnetometer-Gradiometer MAGNEX 120LW und digitaler Datenerfassung.

Bodenradar-Messungen

Chiemgau-Impakt Bodenradar 1Abb. 7. Barbara Rappenglück (CIRT) und Geophysiker Jens Poßekel mit der Bodenradar-Anlage VIY3-300 (Transient Technologies) bei der Messung in einer Kiesgrube bei Erlstätt ….Chiemgau-Impakt Bodenradar 2Abb. 7. …. und bei der Untersuchung der Tsunami-Ablagerungen von Eglsee ….

Bodenradar Chiemgau Impakt 4Abb. 8. … sowie bei der ersten Begutachtung des Radargramms im Gelände.

Bodenradar Chiemgau Impakt PurkeringAbb. 9.  Dr. Markus Janik (rechts) vom Geophysik-Büro Geofact in Bonn und Geophysiker Jens Poßekel (Büro Mülheim an der Ruhr) mit Apparatur GSSI 200 MHz im Krater Purkering drei Wochen nach der Aufnahme von Abb. 4.

Bodenradar Archäologie ChiemingAbb. 10. Jens Poßekel und Dr. Markus Janik bei einer archäologischen Sondierung in Chieming am Chiemsee mit der Bodenradar-Apparatur VIY3-500 (Transient Technologies).

Bodenradar Archäologie Chieming 2Abb. 11. Die Geophysiker aus Bonn und Mülheim an der Ruhr zusammen mit Ortsheimatpfleger Hubert Steiner aus Chieming mit Bodenradar-Apparatur GSSI 400 MHz.

Bodenradar Chiemgau-Impakt 3Abb. 12. Noch einmal die Apparatur GSSI 200 MHz  auf dem Ringwall des Tüttensee-Kraters …Bodenradar Chiemgau-Impakt 4Abb. 13. … und beim Anstieg zum Kraterwall.

Radargramm ChiemingAbb. 14. Charakteristisches Radargramm: Anomalien vermuteter archäologischer Objekte in Chieming.

Magnetfeld-Messung Krater Bergham

bergham-krater Chiemgau-ImpaktAbb. 15. Der Bergham-Krater mit ca. 150 m Durchmesser. Früher einmal mit Wasser gefüllt (nach historischen Fotos), wurde er trockengelegt und mit Schotter und Boden (nach den Magnetik-Messungen wohl auch mit Müll s. Abb. 16) aufgefüllt.

Chiemgau-Impakt Magnetometer MAGNEX 120 LWEBINGER MAGNEX Magnetometer Gradiometer

Abb. 16.  Magnetfeldmessungen auf einem diametralen Profil durch den Bergham-Krater (oben) mit EBINGER Magnetometer-Gradiometer MAGNEX 120 LW und digitaler Datenerfassung mit EPAD®-Datenlogger (unten).

Krater Mauerkirchen 2

Chiemgau Impakt Krater Mauerkirchen 2Abb. 17. Schurf und Probennahme im Krater Mauerkirchen 2.

Deformierte Gerölle Krater Mauerkirchen 2 Abb. 18. Typische impakt-„malträtierte“ Gerölle aus dem Krater Mauerkirchen 2.

Suszeptibilität Messung Krater Chiemgau ImpaktAbb. 19. Geophysik: Bodenmagnetische Suszeptibilitätsmessungen.

Magnetometer Gradiometer EBINGER MAGNEX Krater Chiemgau ImpaktEBINGER Impuls-Elektromagnetik UPEX Mauerkirchen 2-KraterAbb. 20. Geophysik: Magnetometer-Messung (EBINGER MAGNEX 120 LW) und Puls-Induktionsmessung (EBINGER UPEX).

Tsunami-/Impakt-Ablagerungen in Kiesgruben um den Chiemsee herum

Natzing Tsunami-Ablagerung ChiemseeAbb. 21. Kiesgrube Natzing mit impakt-„malträtierten“ obersten Ablagerungen.

Natzing Tsunami-Ablagerung ChiemseeAbb. 22. Aus der Impakt-Schicht Kiesgrube Natzing.

Vachendorf Kiesgrube Tsunami SedimenteAbb. 23. Kiesgrube Vachendorf: vermuteter Tsunami-Diamiktit über liegender Kiesschichtung.

vachendorf bunte brekzie tsunami diamiktit Vachendorf Bunte-brekzie 2 Tsunami ChiemseeAbb. 24. „Bunte Brekzie“ aus der hangenden dunklen Schicht in Abb. 23. Die Ähnlichkeit zur Katastrophenschicht am Mühlbach zwischen Vachendorf und Tüttensee ist unübersehbar.

Tsunami Diamiktit Chiemsee Chiemgau-ImpaktAbb. 25. Kiesgrube Innerlohen: Diamiktit, Blocklagerung, angedeutete Kreuzschichtung. Details in den folgenden Abbildungen.

Tsunami Chiemsee Blocklagerung DiamiktitAbb. 26. Kiesgrube Innerlohen: Detail der Blocklagerung mit scharfkantigen Blöcken.

Tsunami Diamiktit Chiemsee Chiemgau-Impakt InnerlohenAbb. 27. Kiesgrube Innerlohen: Detail des bunten Diamaktits.

Tsunami Diamiktit Chiemsee Chiemgau-Impakt LunzbergAbb. 28. Kiesgrube Lunzberg w‘ von Erlstätt: vermuteter Tsunami-Diamiktit, der sich in die Normallagerung erosiv eingetieft hat.

Tsunami Diamiktit Chiemsee Chiemgau-Impakt Lunzberg 2Abb. 29. Kiesgrube Lunzberg: Die Nahaufnahme des Diamiktits von Abb. 28 zeigt Kreuzschichtung als Hinweis auf eine Tsunami-Ablagerung.

Kiesgrube Lunzberg – zwei Wochen später:

Fluch und Segen des Kiesabbaus: Wunderschöne geologische Aufschlüsse verschwinden rasch – um teilweise noch schöneren Platz zu machen.

Tsunami Diamiktit Chiemsee Chiemgau-Impakt Lunzberg 3Abb. 30. Kiesgrube Lunzberg mit neu geschaffener Abbauwand: Diamiktit-Gefüge mit eingeschalteter „Klaviatur“-Schrägschichtung mit dicht abwechselnden Lagen aus Kies (hell) und Sand (dunkel). Details in den nachfolgenden Bildern,

Tsunami Diamiktit Chiemsee Chiemgau-Impakt Lunzberg Kreuzschichtungbildschirmfoto-2016-09-27-um-17-08-11Abb. 31: Kiesgrube Lunzberg mit diamiktitischer Tsunami-Ablagerung. Das eingeschaltete dünne Band mit Schrägschichtung hat partienweise ein Fischgräten-Gefüge, was in vermutlich sehr kurzem Abstand gegensinniges Fließen bei der Ablagerung dokumentiert. Unten: Nahaufnahme.

Tsunami Diamiktit Chiemsee Chiemgau-Impakt Lunzberg

Abb. 32. Kiesgrube Lunzberg mit diamiktitischer Tsunami-Ablagerung. Dieses extrem komplexe Ablagerungsgefüge mit einer Verzahnung von scharf begrenzten „Figuren“ signifikant unterschiedlicher Korngrößen ist für eine Ablagerung eines Gletscherflusses unvorstellbar.Tsunami Diamiktit Chiemsee Chiemgau-Impakt Lunzberg KreuzschichtungAbb. 33. Die Schluff-Linse von Abb. 32 im Detail ihrer Einlagerung und inneren Kreuzschichtung.