Verein zur Förderung der Erforschung des südostbayerischen Meteoritenkrater-Streufeldes e.V.

Der Chiemgau-Impakt am Tachinger See

Liebe Vereinsmitglieder, liebe Besucher(innen) unser Vereinsseite,

nachdem am Tüttensee-Krater inzwischen typische Impaktgesteine als Zeugen des Meteoriten-/Kometeneinschlags von Sammlern mehr oder weniger komplett abgeräumt worden sind, gibt es immer wieder neue Fundmeldungen aus anderen Regionen, diesmal vom Waginger See/Tachinger See, etwa 20 km nordöstlich von Grabenstätt. Von dort stammen die nachfolgend beschriebenen Gesteine, die unser Vereinsmitglied Franz Seehuber aus Taching am See gefunden und unserer Forschung zur Verfügung gestellt hat, und die in perfekter Form die verschiedenen besonderen Abläufe beim Impakt charakterisieren. Lassen Sie sich, liebe Leser(innen), ermuntern und anspornen, dem Finder Franz Seehuber nachzueifern.

Die Steine und ihre Beschreibungen

   Impakt-Deformation Chiemgau ImpaktAbb. 1. Mechanische Zertrümmerung und Korrosion (Säurelösung und/oder Hitze). Die extrem scharfkantige Skulptur widerlegt die von heimischen Geologen und Geologen vom LfU (z.B. Artikel Doppler & Geiss 2006, der noch immer auf der Webseite des LfU steht) erhobene Behauptung, solche Deformation seien in den Alpen entstanden und dort üblich. Wir haben früher und immer wieder diese Geologen gefragt, wie denn diese extrem scharfkantigen Brüche einen Transport über nur 50 m in einem reißenden Gletscherfluss aus den Alpen heraus überlebt haben sollen.

Chiemgau Impakt Schock-SpallationAbb. 2. Ein offener Riss, der aber nur etwa die Hälfte des großen Gerölls durchzieht. Vorgezeichnet war der offene Zugbruch vermutlich durch eine Calcitader, wie ähnliche und noch gut erhaltene Adern das Geröll  an mehreren Stellen durchziehen. Spärliche Reste von Calcit an der Wandung des offenen Zugbruchs geben die Antwort auf die Frage, welche Kraft denn in der Lage war, ein isoliertes hartes Geröll gerade mal zur Hälfte auseinander zu ziehen. Die Antwort steht hier in einem Artikel unser Impakt-Webseite, in dem die sogenannte Schockspallation beschrieben wird und vergleichbare Deformationen aus dem Chiemgau und von anderen Impakten gezeigt und erläutert werden.

Chiemgau Impakt extreme Korrosion Säure HitzeAbb. 3. Ein großes Kalksteingeröll von Tachinger See, das die typischen Merkmale extremer Korrosion durch Hitze (Karbonatschmelze, Dekarbonisierung) und/oder Salpetersäurelösung beim oder nach dem Impakt anzeigt. Zum Vergleich: Abb. 4.

Chiemgau Impakt Katastrophenschicht extreme KorrosionChiemgau Impakt Katastrophenschicht extreme KorrosionAbb. 4. Aus der Katastrophenschicht in der Umgebung des Tüttensees.

Tachinger See Chiemgau Impakt Schockdruck Spallation SchmelzeAbb. 5. Ein perfekter Glasstein vom Tachinger See mit einem hauchdünnen Glasüberzug, der – zudem beim Fehlen jeglicher Kontaktstellen – alle unkritischen Hinweise auf Kalkbrennöfen sofort abblockt. Zwei Phasen sind festzuhalten: In einer ersten Phase erlebt das Geröll den Schockdruck des Impaktes, wobei durch Spallation das Gestein offensichtlich halbiert und die gefundene Hälfte partienweise auseinandergerissen wird und weit offene Zugrisse entstehen. Dann gerät das so malträtierte Gestein für vermutlich nur Sekunden in eine überhitzte Explosionswolke von vielleicht 5000 °C, und eine Schmelzhaut bildet sich – auch auf den Wandungen der Spalten, was die zeitlich Abfolge von extremem Druck und extremer Temperatur belegt. Vor dem Landen am Boden ist die Schmelze zu Glas erstarrt, sodass keinerlei Kontaktstellen in der Glashaut feststellbar sind. Neue mineralogische Untersuchungen von Glassteinen belegen diese extreme Kurzzeitigkeit der Erhitzung, was alle Kalkbrennofen-Argumente im Keim erstickt.