Verein zur Förderung der Erforschung des südostbayerischen Meteoritenkrater-Streufeldes e.V.

Die Donnerlöcher und das Toteis

… und noch ein kleiner Beitrag aus aktuellem Anlass.

Mit der Welle der Berichterstattung von Zeitungen, Funk und Fernsehen über das Phänomen der Donnerlöcher bei Kienberg schwappt auch wieder das Toteis nach vorn: Die Donnerlöcher, so der lokale Geologe Dr. Robert Darga vom Museum in Siegsdorf, sind vermutlich sogenannte Toteislöcher ✼, also nach seinen Worten Ausspülungen und Gesteinseinbrüche, die mit Bodenformationen der letzten Eiszeit zusammenhängen.

Ein Forscher der CIRT-Gruppe hat diese Erklärung seinem Jungen vorgelesen, der sofort argumentierte, dass die Gletscher der letzten Eiszeit doch wohl gar nicht bis Kienberg gekommen seien, dass Toteiskörper mit dem winzigen Volumen der Donnerloch-Einbrüche bei Temperaturen über Null Grad in vielleicht 10 m Tiefe ruckzuck weggeschmolzen wären, wenn man vor allem bedenkt, dass das früher im Winter erzeugte Eis für die Brauerei-Keller gerade mal über den Sommer gehalten hat. Und dann meinte der Junge, wie denn beim abschmelzenden Eisblock im Untergrund die hunderte Kilogramm schweren Nagelfluhblöcke nach oben „schweben“. So ein Junge der ersten Gymnasialklassen.

Einmal mehr müssen wir fragen, ob Dr. Darga wirklich die geologische Kompetenz besitzt, die ihm vielfach zugeschrieben wird.

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✼ Ein Toteisloch entsteht, wenn sich ein Gletscher zurückzieht, sich dabei eine Eismasse von ihm löst, liegen bleibt (also totes Eis ist) und dann rasch von Schmelzwassergeröllen und -sanden zugedeckt wird. Unter dieser Decke kann ein größerer Eiskörper seine Temperatur längere Zeit halten, schmilzt dann aber doch nach und nach, und das Deckmaterial aus Schotter und Sand sackt nach, um eine flache Senke zu bilden – das Toteisloch. 

Nach regionalen und lokalen Geologen soll auch der Tüttensee-Krater ein solches Toteisloch sein. Diese Ansicht, die auch von Dr. Darga vertreten wird, ist durch die sehr gründlichen geologischen und geophysikalischen Untersuchungen des Chiemgau Impact Research Team (CIRT) längst widerlegt worden, und auch erfahrene Eiszeitforscher halten die Toteisgenese der Tüttensee-Hohlform schlicht für ein Märchen.