Verein zur Förderung der Erforschung des südostbayerischen Meteoritenkrater-Streufeldes e.V.

Rückblick auf ein gutes halbes Jahr Chiemgau-Impakt und CIRT

Liebe Vereinsmitglieder und sonstige Besucher der Seite,

nachfolgend bringen wir in lockerer Aufeinanderfolge eine Art „Rechenschaftsbericht“ über unsere Aktivitäten in den vergangenen Monaten, die wiederum von vielen Seiten sehr viel Unterstützung erfahren haben. Wir kommen dabei nicht umhin, im selben Atemzug zu beklagen, dass von ganz wenigen Seiten, vor allem vor Ort, immer noch versucht wird, unsere Forschungsarbeit mit allen Mitteln zu behindern und zu diskreditieren bis hin zu persönlichen Diffamierungen von Mitgliedern des CIRT. Lassen Sie sich nicht beirren: Im internationalen „Wissenschaftsbetrieb“ ist der Chiemgau-Impakt längst zu einer festen Größe geworden, wie auch die folgenden Zeilen vermitteln. Wir verzichten hier auf die Anbringung von Links und verweisen dazu auf die inzwischen ganz neu gestaltete Seite des CIRT, www.chiemgau-impakt.de, wo ausführlicher über die verschiedenen Themenbereiche berichtet wird.

Veröffentlichungen, Zeitungen, Zeitschriften

São Paulo und der Chiemgau-Impakt

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1. Januar 2011: Die Sonntagsausgabe der Tageszeitung „Folha de São Paulo“ in São Paulo, Brasilien, mit der größten Tageszeitungen-Auflage in ganz Süd- und Mittelamerika, bringt einen längeren Artikel über den Chiemgau-Impakt (mit einem Fotovom Tüttensee-Krater) und die spannende Geschichte vom griechischen Phaethon-Mythos mit dem abgestürzten Sonnenwagen, in dem unzählige Merkmale des Chiemgau-Impaktes nahezu unverschlüsselt wiederzufinden sind. Aufmerksam wurden die Südamerikaner über den Artikel von Barbara Rappenglück und mehreren Koautoren, der im vergangenen Jahr in einer der weltweit renommiertesten Zeitschriften für Altertumswissenschaften, ANTIQUITY, erschienen war.

Beitrag auf der LPSC – weltweit bedeutendste Tagung zur Meteoritenforschung, zur Planetologie und Impaktforschung

März 2011: Auf der Tagung des amerikanischen Lunar and Planetary Institute (LPI), der Lunar & Planetary Science Conference (LPSC), gibt es einen Beitrag über die neuesten Analysen der Elektronenmikroskopie (Raster- und Transmissons-Elektronenmikroskopie) von den bemerkenswerten Eisensilizid-Funden im Chiemgau- Meteoritenkrater-Streufeld. Die Autoren sind Dr. M. Hiltl (Carl Zeiss Nano Technology Systems GmbH, Oberkochen) und Dr. F. Bauer (Oxford Instruments GmbHNanoScience, Wiesbaden,zusammen mit Forschern von unserem CIRT. In dem Artikel wird deutlich, dass sich die ursprüngliche Ansicht der Entdecker, es handele sich um außerirdisches Material, gefestigt hat und zumindest ein Großteil der Funde NICHT bei der Industrie angesiedelt werden kann.

Die Bohrung des LfU am Tüttensee

April 2011: In der Zeitschrift ANTQUITY erscheint ein Kommentar-Artikel von Geologen des Bayerischen Landesamtes für Umwelt (LfU), der sich auf den oben erwähnten Artikel zum Phaethon-Mythos bezieht und in dem die wohlbekannte Ablehnung der LfU-Geologen insgesamt zum Chiemgau-Impakt zum Ausdruck gebracht und insbesonderedie Radiokarbon-Datierung des LfU als „Kronzeuge“ benannt wird. Bis heute wirkt diese unsägliche Geschichte mit der fehlplazierten Bohrung des LfU am Tüttensee und die großsprecherisch per Pressemitteilung verkündete Nachricht nach, dass die Radiokohlenstoff-Datierung von Sedimenten am Tüttensee den Chiemgau-Impakt „erledigt“ habe. Das CIRT hat sofort reagiert und dem LfU arg verfälschende Darstellungen vorgeworfen (Bohrung am (Zitat) „Kesselboden“ statt in Wahrheit deutlich außerhalb des eigentlichen Kraters. Das CIRT hat weiterhin immer wieder darauf verwiesen (so auch in einem Gegenartikel in der Zeitschrift ANTIQUITY), dass die Bohr- und Datierungsergebnisse von der gewählten Stelle so und nicht anders zu erwarten waren (nach eigenen Bohrungen des CIRT und geophysikalischen Messungen) und dass am LfU der notwendige Sachverstand für Impaktprozesse und Impaktgeologie nicht vorhanden sei. Nach diesen Vorwürfen an das LfU ist denn auch der Leiter der Abteilung Geologie, Dr. Roland Eichhorn, merklich zurückgerudert und hat öffentlich verkündet, dass er sich natürlich freuen würde, wenn in Bayern nach dem Nördlinger Ries sich ein weiterer großer Meteoriteneinschlag bestätigen sollte.

Das hat nichts daran geändert, dass einige „Trittbrettfahrer“ nach wie vor mit diesem wissenschaftlichen Fehlgriff hausieren gehen und auf das „amtliche“ Urteilaus dem LfU verweisen. In der Wissenschaft gibt es grundsätzlich keine „amtlichen“ Direktiven, und es ist auch nicht Aufgabe von Beamten an einem Amt, sich in die wissenschaftliche Diskussion einzumischen, insbesondere wenn das notwendige Fachwissen nicht vorhanden ist.

Datierung von Gesteinen der Ausgrabung Chieming-Stöttham

Juli 2011: Der Artikel THE CHIEMGAU METEORITE IMPACT AND TSUNAMI EVENT (SOUTHEAST GERMANY): FIRST OSL DATING[Der Chiemgauer Meteoriteneinschlag mit Tsunami-Ereignis (Südost-Deutschland): Erste OSL-Datierung]

von I. Liritzis, N. Zacharias, G.S. Polymeris, G. Kitis, K. Ernstson, D. Sudhaus, A. Neumair, W. Mayer, M.A. Rappenglück, B. Rappenglück

erscheint gedruckt in der international angesehenen Zeitschrift Mediterranean Archaeology and Archaeometry, Vol. 10, No. 4, pp. 1733

Laborarbeiten 2011

Fortsetzung der elektronenmikroskopischen Analysen der Eisensilizide bei Zeiss in Oberkochen und Oxford Instruments in Wiesbaden mit immer wieder neuen Überraschungen.

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Geländearbeiten 2011

Krater Kaltenbach: Mehrere Untersuchungskampagnen mit Probennahme, topographischer Aufnahme und geophysikalischen Messungen.

Krater Mauerkirchen: Eine Untersuchungskampagne mit Probennahme, topographischer Aufnahme und geophysikalischen Messungen.

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Vermessung kleinerer Krater in der Umgebung des Tüttensees.

Geophysikalische Vermessung des großen Halbkraters im Innufer bei Marktl.

Weniger Gelände- als Wasserarbeit: Neue Echolot-Sonarmessungen mit dem Schiff der Chieminger Wasserwacht.

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Neue Probennahmen im Gelände der Eisensilizidverbreitungen.

Weitere Geländeuntersuchungen zum Donnerloch-Phänomen.

Besucher

Im August 2011 Besuch beim CIRT: Dr. H. Wirtz, der schon früher das CIRT mit einer Messgerätespende bedacht hatte, zusammen mit Prof. Dr. H.W. Franke. Prof. Franke ist Physiker, Spezialist für physikalische Datierungsmethoden, Lehrbuchautor, vielleicht der renommierteste deutsche Science Fiction-Autor, Pionier der Computerkunst, Höhlenforscher und manches mehr. Beide verbindet das Interesse für ungewöhnliche Forschungsprojekte, wobei Prof. Franke insbesondere eine Kooperation mit dem CIRT bei speziellen Datierungsfragen zum Chiemgau-Impakt eingegangen ist.

Museumsbesuch mit Wirtz und Franke; Besuch eines der noch verbliebenen Schwimmsteinhäuser, die im 17ten und 18ten Jahrhundert aus diesen ungeheuer festen bimssteinähnlichen Impaktschmelzgesteinen errichtet wurden. Besuch von charakteristischen Impakt-Lokalitäten bei Obing und eines Kraterfeldes in den Wäldern bei Seeon.

Vermischtes

Ein Kooperationsvertrag mit der Russischen Akademie der Wissenschaften über Forschungen zum Chiemgau-Impakt wird unterzeichnet.

Das Impakt-Museum in Grabenstätt wird weiterhin sehr gut angenommen und verzeichnet beachtliche Besucherzahlen. Die Öffnungszeiten haben sich zusammen mit den neuen Öffnungszeiten für das Tourist-Büro geändert.

Der Kometen-Wanderweg um den Tüttensee zieht Besucher an, und die Erläuterungsschilder werden meist sehr ausgiebig studiert.

Gruppen besuchen Museum und Wanderweg. Ein Vortrag von Dr. M.A. Rappenglück in der Seewirtschaft am Tüttensee und anschließende geologische Führung von Diplomgeologe A. Neumair auf dem Kometen-Wanderweg vereinten Mitte August eine Gruppe von ca. 40 hochinteressierten und diskussionsfreudigen Menschen aus der näheren und weiteren Region.

Das vom Verein herausgegebene Buch: „Der Chiemgau-Impakt. Ein bayerisches Meteoritenkraterfeld“ verkauft sich weiterhin gut und wird selbst im Ausland gelesen. Es wird erinnert, dass Vereinsmitglieder einen ordentlichen Preisnachlass erhalten – auch für zu verschenkende Exemplare!

Der Antiquity-Artikel vonBarbara Rappengück et al. über den Chiemgau-Impakt und den Phaethon-Mythos wird ins Estnische für eine Zeitschrift in Estland übersetzt.

Im Saarland werden Funde und Befunde zu einem jungen Meteoriteneinschlag gemacht, die erstaunlich viele Parallelen zum Chiemgau-Impakt aufweisen. Ein Artikel berichtet darüber im wissenschaftlichen Internetforum Scribd. Das CIRT steht mit dem dortigen Entdecker in Verbindung.

Im Fernsehen werden wiederholt die TV-Dokumentationen über den Chiemgau-Impakt (Terra X(ZDF) und Faszination Wissen (BR3 bzw. die Neuversion von Arte X:enius)) gebracht.